Schülerinnen und Schüler des Hauses 2 der SBBS Eichsfeld und der FOS aus Haus 1 besuchten am 18. Dezember 2024 die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße in Erfurt. Mit dem Zug ging es von Leinefelde nach Erfurt. Ziel dieser Fahrt war es, ein tieferes Verständnis für die besondere Zeitgeschichte der ehemaligen DDR zu erlangen. Die Andreasstraße steht als ein bedeutender Erinnerungsort, der die Geschichte der politischen Verfolgung unter dem SED-Regime widerspiegelt.
Eine Führung informierte über die Entstehung und Nutzung des Hauses zu verschiedenen Zeiten. Insgesamt nutzten fünf Institutionen das Gebäude als Gefängnis. In der DDR diente das Gebäude vorrangig als Haftanstalt für politische Gefangene, aber auch die Volkspolizei brachte hier Gefangene unter. Zum Beispiel Menschen, die die DDR verlassen wollten, Militärdienstverweigerer und systemkritische Bürger wurden dort in Untersuchungshaft genommen. Sie wurden meist unter dem Vorwand „der Erklärung eines Sachverhalts“ eingeladen. Perfide Befragungsmethoden führten häufig zu Geständnissen, die unter Angst um das eigene Leben abgelegt wurden und zu Freiheitsstrafen führten. Die Zeit der Untersuchungshaft war geprägt von Willkür, Repression und dem Entzug der Rechte, die hier als Privilegien galten, die entzogen werden konnten. Insgesamt waren im Altbau des Gefängnisses bis zu 200 Menschen auf vier Etagen inhaftiert. Die Insassen teilten sich mit sechs Personen eine Zelle und bekamen eine Stunde Freigang im Hof, was aber eher eine weitere psychische Gewalttätigkeit war. So versuchte die Menschen zu brechen oder für staatliche Zwecke zu instrumentalisieren.
Mit dem Jahr 1989 wandelte sich die Andreasstraße jedoch zu einem Ort der Befreiung: Mutige Bürger aus Erfurt besetzten das Gebäude und entdeckten zahlreiche Beweise für die dort begangenen Verbrechen. Dieser historische Akt markiert den Mut der Bürgerbewegung und den unermüdlichen Einsatz für Freiheit und Gerechtigkeit.
Heute fungiert die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße als lebendiges Mahnmal gegen staatliche Willkür und für die Werte Demokratie, Freiheit und politisches Engagement. Ziel der Fahrt war es, die Schülerinnen und Schüler zu informieren, zu sensibilisieren und sie anzuhalten, sich gerade heute aktiv für die Grundwerte einer demokratischen Gesellschaft einzusetzen.
Die Lernenden waren tief beeindruckt vom Besuch des Gedenkortes und haben im Anschluss ihre Eindrücke in kleinen Gruppen reflektiert. Hier wurde deutlich, wie nahe die Geschichte im Leben der Eltern- und Großelterngeneration verankert ist und somit auch in Ansätzen das Leben der Jugendlichen tangiert.
Wir sind überzeugt, dass die politische Bildung eine wichtige Rolle für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft spielt. Sie hilft gerade jungen Menschen dabei, gesellschaftliche Strukturen zu verstehen, politische Prozesse einzuordnen und sich aktiv an der Gestaltung des Zusammenlebens zu beteiligen. Ohne politisches Wissen und ein kritisches Verständnis für Geschichte und Gegenwart können demokratische Werte wie Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit nicht geschätzt und verteidigt werden.
Die Fahrt stärkte aber auch das soziale Miteinander, den Austausch von Gedanken und Gefühlen und das soziale Klima. Dazu trug auch der Besuch des berühmten Erfurter Weihnachtsmarktes bei. In diesem ungezwungenen Rahmen gemeinsam Zeit zu verbringen, vertiefte die Beziehungen der Lernenden zueinander. Durch solche Erlebnisse außerhalb des Klassenzimmers wird der Zusammenhalt gestärkt, was sich positiv auf das soziale Miteinander und die Lernatmosphäre auswirkt.
Insgesamt hatten alle einen tollen und erlebnisreichen Tag. Unterstützt wurde die lehrreiche und tief beeindruckende Exkursion vom Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport, das außerschulische Lernorte als wertvolle Ergänzung zum Unterricht fördert.